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Positionspapier in Zeiten der Corona-Krise

Die Friedrich-Bödecker-Kreise solidarisieren sich mit Autor*innen und haben ein Positionspapier zur Orienitierung in den Krisenzeiten verfasst.

Die Auswirkungen des „Corona-Erdbebens“ betreffen uns alle in unserer Existenz, individuell und gesellschaftlich, und stellen die größte Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg dar. Wir begrüßen deshalb die Maßnahmen der Bundesregierung und der Länder und Kommunen zur Eindämmung der Corona Pandemie. Dem Kulturbereich fühlen wir uns als Bundesverband der Friedrich-Bödecker-Kreise mit jährlich rund 9000 Literatur-Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche besonders verpflichtet. Deshalb schlagen wir für den Kulturbereich das folgende 10-Punkte-Programm vor.

  1. Es ist sinnvoll und notwendig, die Schulen und Kitas, Buchhandlungen und Bibliotheken und alle öffentlichen Räume und Veranstaltungen bis Ostern zu schließen bzw. abzusagen. Für die Zeit von Ostern bis zu den Sommerferien und darüber hinaus sollte sehr genau geprüft werden, ob diese Maßnahmen fortgesetzt, erweitert oder zurückgenommen werden sollen. Der Schutz der Gesundheit muss oberstes Gebot sein.
  2. Die Krise bietet aber auch die Chance, das Lesen (und Schreiben) wieder stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Die Familien sollten Ihre Bücherschränke wieder öffnen und mit den Kindern gemeinsam auf Bücher-Entdeckungsreisen gehen. Leseanregungen bieten unsere Webseiten www.boedecker-kreis.de und www.boedecker-bündnisse.de und die Webseiten unserer Landesverbände und Autorinnen und Autoren. Vorlesegeschichten aus bekannten Kinderbuchverlagen bietet die Stiftung Lesen kostenfrei an: www.einfachvorlesen.de.
  3. Auch wenn die Buchhandlungen wegen der Corona-Krise im Augenblick geschlossen sind, können Bücher in der Regel elektronisch bestellt werden. Die meisten Buchhandlungen vor Ort haben sich nebenbei auch zu Online-Versandbuchhandlungen mit einem Onlineshop entwickelt.
  4. Die Friedrich-Bödecker-Kreise können ihre Projekte „Autorenbegegnungen mit Kindern und Jugendlichen“, „Wörterwelten im Rahmen von Kultur macht stark“ und „Dein Wort zählt“ im Augenblick nur eingeschränkt durchführen. Dabei setzen wir uns für die größtmögliche Flexibilität ein und bieten unsere Fachkompetenz beim Einsatz von digitalen Formaten an. Sobald es die Situation zulässt, den Krisenmodus zu verlassen, werden wir die Projekte mit Kreativität, Engagement und Leidenschaft von Mensch zu Mensch weiterführen.
  5. Auch erarbeiten wir im Augenblick neue Möglichkeiten, Autorenlesungen und Schreibwerkstätten digital durchzuführen. Wir werden 2020 ein Modellprojekt „Tausend Stimmen“ zur Stärkung der Ausdruckskraft und Meinungsvielfalt von jungen Leuten mit digitalen Kommunikationsformaten (Audios, Videos, Memes, Blogs) mit professionellen Autorinnen und Autoren und Jugendlichen durchführen.
  6. Der Rettungsschirm der Bundesregierung beinhaltet, dass es unter anderem für Solo-Selbstständige wie Autorinnen und Autoren und Angehörige der freien Berufe, z. B. Freiberufler mit mehreren Angestellten, Finanzhilfen von 9000 bis 15000 € für die Dauer von drei Monaten geben soll. Das Ziel ist insbesondere ein Zuschuss zu laufenden Miet- und Pachtkosten, zurückzahlen müssen die Empfänger das Geld nicht. Diese Finanzmittel sollen durch die Bundesländer verteilt werden und können unmittelbar nach Verabschiedung abgerufen werden. Darüber hinaus legen einige Bundesländer eigene Förderprogramme mit unterschiedlichen Konditionen auf. Die genauen Bedingungen können bei den jeweiligen Landesregierungen erfragt werden. Wir begrüßen auch den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld und die Kreditprogramme der KfW für Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft, wie zum Beispiel für Verlage (www.kulturrat.de/#newsletter; https://padlet.com/kreativedeutschland/zu41puas9yk3).
  7. Der Zugang zur Grundsicherung (ALG II) wird bis September erleichtert, da die Rücklagen nicht zuerst aufgebraucht werden müssen und die Mietkosten ohne weitere Prüfung übernommen werden. Die Kündigung von Mieträumen aufgrund von Mietschulden soll bis September ausgesetzt werden (www.kulturrat.de/corona/). Dies begrüßen wir, auch wenn wir es prioritär für notwendig halten, Verdienstmöglichkeiten für Kulturschaffende zu erhalten bzw. zu schaffen.
  8. Wir benötigen Förderprogramme für Kulturschaffende in allen Bundesländern und Erleichterungen für Projektträger. Dabei darf es durch Bundesförderungen nicht zu Einsparungen in der Landesförderung kommen. Beide, die regionale und die nationale Ebene sind aufgerufen, sich dafür einzusetzen, dass die jahrzehntelang gewachsenen Strukturen erhalten bleiben. Deshalb können wir kein Verständnis für ausweichende Bescheide von Bundes- und Landesbehörden und Ankündigungen ohne konkrete Umsetzung oder viel zu geringe Bereitstellung von Finanzmitteln aufbringen. Ausfallhonorare sollten förderfähig sein. Gesellschaftliche Solidarität mit Kunst- und Kulturschaffenden ist in diesen Zeiten wichtig.
  9. Wir fordern eine deutliche Senkung der KSK-Beiträge der Künstlerinnen und Künstler, von kleinen kulturwirtschaftlichen Unternehmen, freien Trägern der Jugendhilfe und gemeinnützigen Vereinen für die Künstlersozialkasse durch Anhebung des Bundeszuschusses; damit sollen die Arbeit der Künstlersozialkasse, die wir für außerordentlich wichtig halten, auf eine sichere Grundlage gestellt werden und die Beitragszahler deutlich entlastet werden.
  10. Die Corona-Krise wird uns noch lange beschäftigen. Über die Notmaßnahmen hinausgehend muss jetzt ein Kulturförderprogramm in Zeiten der Krise aufgelegt werden, damit die kulturellen Angebote auf Dauer gesichert werden und wir bald wieder Kultur live erleben können.

25. März 2020, Bundesvorstand der Friedrich-Bödecker-Kreise e.V.

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